Die wichtigsten Alternativen im Vergleich
Alternative BI-1: Die ursprüngliche Variante 6f
Bereits 1979 zur Fertigstellung der A7 wurde diese Trasse von Landrat Wabro, OB Pfeifle, Regierungspräsident Dr. Bulling und dem Kreisrat als sinnvollste Lösung eines Südzubringers von der B19 zur A7 eingestuft. Sie würde hinter Ebnat im Wald nach Süden abzweigen und zwischen Unter- und Oberkochen in die B19 münden. 1994 beschloss der damalige OB Pfeifle plötzlich das Aus für diese Variante, motiviert durch ein Veto der Stadt Oberkochen, die eine mögliche Lärmbelästigung für eine geplante Wohnsiedlung befürchtete.
Vorteile:
- seit 40 Jahren bekannte Streckenführung
- größere Teilstücke und Autobahnzufahrt bestehen schon jetzt
- geringerer Flächenverbrauch (kürzere Strecke)
- deutliche Verkehrsentlastung für Unterkochen
Nachteile:
- gilt als politisch belastet, da schon einmal abgelehnt
- geringere Entlastung für Königsbronn
- Durchschneidung von FFH-Gebieten und Wildkorridoren
Alternativen BI-2/BI-3: Zwei Tunnelvarianten
Die erste Variante bietet die kürzeste Streckenführung mit dem geringsten Flächenverbrauch und der geringsten Umweltbelastung. FFH-Gebiete werden hier nicht tangiert. Sie zweigt am Wanderparkplatz unterhalb der starken Steigungsstrecke vor der S-Kurve ab und führt über einen ca 900m langen Tunnel an den Waldrand südlich von Unterkochen. Die Steigung im Tunnel beträgt nur ca 4%.
Die zweite Variante gleicht zusätzlich noch die starke Steigung im Mittelteil der L1084 aus, die nicht den Vorgaben für Bundesstraßen genügt. Sie zweigt oberhalb der starken Steigungsstrecke ab und führt über einen ca 1000m langen Tunnel unter dem FFH-Gebiet an den Waldrand südlich von Unterkochen. Das FFH-Gebiete wird komplett untertunnelt und so nicht in Mitleidenschaft gezogen. Der Anschluss an die B19 ist irgendwo zwischen Unterkochen und Oberkochen möglich.
Vorteile:
- erfüllt die Vorgaben für den Neubau von Bundesstraßen
- starke Entlastung Unterkochens, keine Belastung anderer Ortschaften
- kein zusätzlicher Verbrauch an Wald und Feldern bei Rückbau der unteren L1084
- für Variante 2: starke Steigung im Mittelteil der L1084 wird ausgeglichen
Nachteile:
- höhere Kosten durch Tunnelbau
Alternative BI-4: Direktverbindung
Die mit insgesamt ca 6km Länge kürzeste Verbindung zwischen B19 und A7 führt vom Römerkeller zur Behelfsausfahrt der A7 bei Nietheim. 3km davon verlaufen durch den Wald, der Rest auf freier Fläche. Das FFH Gebiet muss wie bei bei der Variante BI 1 in der Breite von 100 m überbrückt werden.
Vorteile:
- erfüllt die Vorgaben für den Neubau von Bundesstraßen
- kürzeste Verbindung mit geringstem Landschaftsverbrauch (bei Rückbau der L1084)
- kann direkt an das Gewerbegebiet Oberkochen angeschlossen werden
Nachteile:
- die Nordumfahrung Ebnats macht dadurch keinen Sinn mehr
- die Behelfsausfahrt bei Nietheim muss zur vollwertigen Ausfahrt erweitert werden
- das RP Stuttgart lehnt eine zusätzliche Ausfahrt der A7 strikt ab
Mobilitätspakt: Pulverturmtrasse
Von OB Rentschlers "Mobilitätspakt" Anfang 2020 neu ins Spiel gebrachte Variante vom Industriegebiet Zeiss SMT in Oberkochen entlang der bestehenden Windpark-Zufahrten durch die Freifläche um Ochsenberg bis zur A7-Behelfsausfahrt bei Nietheim. Die genaue Streckenführung ist nicht bekannt.
Vorteile:
- direkte Anbindung an das Industriegebiet Oberkochen (Zeiss SMT)
- bestehende Windpark-Wartungstrassen können z. Teil verwendet werden
- höhere Verkehrsentlastung für Königsbronn
- geringere Steigung
Nachteile:
- höherer Flächenverbrauch (längere Strecke)
- bislang nur teilweise geklärte Streckenführung
- verläuft in der Nähe von Ortschaften (Lärm-/Abgasprobleme)
- das RP Stuttgart lehnt eine zusätzliche Ausfahrt der A7 strikt ab
Das Argument Naturschutz
Immer wieder wurde das Argument "Naturschutz" als wesentlicher Hinderungsgrund für die Variante 6f genannt. In den oben abgebildeten Karten ist zu erkennen, dass die Variante 6f nur duch einen ca 100m breiten Streifen FFH Gebiet am Waldrand führen würde, für das an anderer Stelle leicht Ersatz geschaffen werden kann. Die Trennung zweier FFH Gebiete lässt sich problemlos durch eine Grünbrücke beheben. Der größte Teil des Streckenverlaufs führt durch forstwirtschaftlich genutzten Privatwald ohne Umweltschutzauflagen. Der dreispurige Ausbau der L1084 würde über mehr als 1 km Länge das angrenzende FFH-Gebiet beschneiden.
Auch für die BI ist Umweltschutz eine Priorität, weswegen wir nach dem Bau einer neuen Trasse die Ebnater Steige gerne still gelegt hätten. Aber wenn die Auswahl zwischen zwei Alternativen besteht, die die Umwelt ziemlich gleich stark belasten, befürworten wir diejenige, die uns Menschen weniger belastet, auch wir müssen vor uns selbst geschützt werden.
Eine wirklich umweltfreundliche Lösung könnte sowieso nur in der radikalen Reduzierung des Autoverkehrs bestehen. Das wird in einer Region, in der die Interessen der Wirtschaft Vorrang haben, noch lange ein schöner Traum bleiben.
Alternativen
Die Pulverturmtrasse zwischen Oberkochen und Königsbronn liegt zwar etwas näher an der Oberkochener Industrieansiedlung, bedingt aber einen deutlich höheren Landschaftsverbrauch, benötigt zusätzlich eine neue Ausfahrt der A7 und bringt kaum Entlastung für die vom Werksverkehr betroffenen Gemeinden.
Die Varianten BI-1 bis BI-3 könnten Teile der L1084, die im Bau befindliche Ortsumgehung Ebnat und die existierende Auffahrt zur A7 nutzen und so den Landschaftsverbrauch minimieren. Bei entsprechender Planung wäre sie sogar eine sicherere Alternative für die Schwertransporte, die die Brücke der B19 nicht befahren können. Und sie würde für den Ort Unterkochen eine enorme Entlastung bedeuten und damit den aufwändigen und umweltschädlichen Ausbau der Ebnater Steige völlig unnötig machen.
Eine neue Zubringertrasse ist leider eine wirtschaftliche Notwendigkeit, die sicher in den kommenden Jahren realisiert werden wird. Den ökonomisch wie ökologisch unsinnigen Ausbau eines provisorischen Zubringers zur dreispurigen Bundesstraße quer durch eine Ortschaft sollte in einer Zeit, in der überall Ortsumfahrungen realisiert werden, niemand mehr ernsthaft in Erwägung ziehen.
Ein Vorschlag zur Güte
Die Industrie in Oberkochen ist einer der größten Arbeitgeber der Region. Sie erwirtschaftet eine Menge Gewinn und sie zahlt eine Menge Gewerbesteuer, die der Gemeinde Oberkochen zugute kommt. Und sie erzeugt eine Menge Verkehr, den sich Unterkochen, Königsbronn und andere Orte teilen.
Es ist allgemein bekannt, dass der Industriestandort Oberkochen in näherer Zukunft dringend einen neuen Zubringer von der B19 zur A7 benötigt. Im Gespräch ist eine Variante zwischen Oberkochen und Königsbronn zu einer neuen Ausfahrt der A7 bei Nietheim. Der zusätzliche Landschaftsverbrauch dafür wäre hoch, die Entlastung für Unterkochen eher gering.
Es wäre eine schöne Geste der Fairness und Vernunft, wenn sich Industrie und Gemeinden der Region gemeinsam dafür einsetzen würden, diesen sowieso benötigten Zubringer stattdessen zwischen Oberkochen und Unterkochen zu realisieren, mit dem Vorteil, dass ein Teil der Strecke und die A7-Ausfahrt schon bestehen. Diese als Variante 6f schon lange bekannte Lösung würde niemandem schaden, aber für Unterkochen eine enorme Entlastung bedeuten. Das gleiche gilt auch für die zwei Tunnelvarianten (BI-2, BI-3).
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